白富美 -Bai Fu Mei

2017 – 2018

Strandbad Plötzensee, Berlin 2020
Strandbad Plötzensee, Berlin 2020
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Strandbad Plötzensee, Berlin 2020
Mesh Plane, 3x5m
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Strandbad Plötzensee, Berlin 2020
Mesh Plane, 3x5m
白富美 -Bai Fu Mei

2017 – 2018

In collaboration with Amelie Kahn-Ackermann

Bilder und Selbstbilder junger chinesischer Frauen
in Chinas Megastädten

Auf unseren Fotos zeigen wir junge Frauen in der chinesischen Großstadt, für die ihr Äußeres zentrales Thema ihres Lebens ist. Die Arbeit portraitiert eine morbide Plastikwelt, die beim ersten Anblick Befremden auslöst. Gleichzeitig lässt sie unter der Oberfläche, die Sehnsüchte und die Einsamkeit einer Generation erspüren.

Im Umgang mit dem äußeren Erscheinungsbild herrscht in der chinesischen Gesellschaft, wie in vielen anderen Lebensbereichen, der Pragmatismus. Schönheit verspricht Erfolg in der Karriere und auf dem Heiratsmarkt. Der Wunsch nach einem repräsentativen Äußeren ist nicht nur ein Thema der jüngeren Generation. Nicht selten äußern Eltern die Sorge, dass ihr Kind sich schwer tun könne einen Partner zu finden, weil es zu hässlich ist. Äußerliche Makel, ein breites Gesicht, schlechte Haut oder eine dicke Nase, werden mit einer für westliche Sitten undenkbaren Direktheit angesprochen und zwar nicht nur bei den eigenen Kindern, sondern auch bei entfernten Verwandten und Bekannten. Der äußere und selbstauferlegte Druck aktuellen Schönheitsidealen zu entsprechen, zeigt sich in China besonders am Erfolg der plastischen Chirurgie. Neben unzähligen offiziellen Schönheitskliniken, unterbieten sich semi-professionelle Anbieter mit Dumpingpreisen für Schönheits-OPs. So können sich auch weniger wohlhabende Chinesinnen eine „Eiffelturm-Nase“, ein schmaleres Gesicht oder Herzchen-Lippen leisten. Die Kosmetikindustrie boomt in gleichem Maße. Mit vermeintlich hochwertigen Cremes und Tinkturen wird gegen, durch Luftverschmutzung und andere Umweltfaktoren verursachte, große Poren und Akne angekämpft. Viele Chinesinnen sind bereit einen Großteil ihres Vermögens in Kosmetik zu investieren, denn bis heute ist eine reine, weiße Haut Statussymbol.

Seit dem Zerfall sozialistischer Ideale und dem Wegfall einer, jeden Lebensbereich der chinesischen Bürger regulierenden, ideologischen Struktur, spricht man in China von einem „Werte-Vakuum“. Die kulturelle Entwurzelung, begleitet von Globalisierung und rasantem Wirtschaftswachstum, führt viele Chinesen in einen Zustand innerer Desorientierung. Resultat ist eine ausschließlich auf Gelderwerb und Konsum ausgerichtete Lebensführung. Das Werte-Vakuum bietet einen besonders nahrhaften Boden für das, über soziale Medien global verbreitete, Zusammenspiel von Selbstdarstellung und Selbstangleichung. Social Media ist in China in nahezu alle Lebensbereiche vorgedrungen und konstituiert vor allem für viele junge Chinesen einen Fluchtort und eine Realität zweiter Ordnung, der mitunter noch mehr Bedeutung zugesprochen wird als der physisch erfassbaren Welt. Das Selfie wird bei allen kosmetischen Eingriffen und Veränderungen schon mitgedacht. Die fehlende Pietät im Umgang mit dem eigenem Äusseren und dem Anderer, ermöglicht eine fiktionslose Vermarktung des Schönheitskults und führt in einen schier grenzenlosen Wahn der Selbstoptimierung.